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Histamin-Intoleranz (SIGHI)
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      Diagnose

      Symbolbild Diagnose


      Seitenübersicht:

      • Zusammenfassung
      • Vor dem Arztbesuch
        • Ernährungs- und Symptomtagebuch
        • Wahl des Arztes
        • Adressen von spezialisierten Fach­ärzten
      • Das Arzt-Patientengespräch (Anamnese)
      • Differenzialdiagnose
      • Diagnose, Diagnosekriterien der HIT
      • Laboranalytische Diagnose­methoden
        • Blutuntersuchungen
          • Histaminkonzentration im Blut (Histamin­spiegel)
          • DAO-Konzentration im Blutplasma oder Blutserum (DAO-Spiegel)
          • DAO-Aktivität, Enzymaktivität der Diamin­oxidase im Blut
        • Molekulare Diagnostik
          • HNMT-Gentest
          • DAO-Gentest, ABP1-Gentest
        • Analyse von Urin und Stuhl­proben
          • Methylhistamin im Urin
          • Histamin im Stuhl
        • Hauttests
          • Histamin-Pricktest
      • Alternativmedizinische Diagnose­methoden

      Zusammenfassung:

      Der Pathomechanismus der Histamin-Intoleranz ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. Vermutlich handelt es sich nicht um eine einzelne, sondern um ein komplexes Zusam­men­spiel mehrerer Ursachen, die in unter­schied­lichen Kombi­nationen auftreten können. Eine zuver­lässige Labor­diagnos­tik zur definitiven Diagnose existiert derzeit nicht. Trotz­dem können Ver­dachts­fälle bereits jetzt abge­klärt und sinnvoll beraten werden, da eine funktio­nierende Therapie vorhanden ist.

      Die Verdachtsdiagnose Histamin-Intoleranz wird wie folgt gestellt:

      Anamnesegespräch mit Symptomtagebuch

      Im Arzt-Patientengespräch klären, ob Anzeichen für eine Histamin-Intole­ranz bestehen. Ein vom Patienten geführtes Ernäh­rungs- und Symptom­tage­buch kann hierbei hilfreich sein.

      Differenzialdiagnose

      Differenzialdiagnostisch das Vorhanden­sein anderer Erkran­kungen abklären (Aus­schluss­diagnose)

      Diagnose

      Diagnosekriterien der Histamin-Intoleranz:

      1. Histaminsymptome sind vorhanden in einem therapie­bedürf­tigen Ausmass.
      2. Besserung unter Histamin-Aus­lass­diät
      3. Besserung durch H1- und H2-Anti­hista­mi­ni­ka.

      [Reese et al. 2017; Maintz and Novak 2007; Wenzel 2013; Reese et al. 2012]

      Diagnostische Eliminationsdiät

      Methode der Wahl: Eine diagnostische Eliminations­diät (=Auslass­diät) durch­führen, wie auf der Seite Therapie und den dazu gehö­renden Unter­seiten, insbe­sondere auf der Seite Ernährungs­umstellung, oder im Buch „Mast­zellen­freundliche und histamin­arme Küche“ beschrie­ben. Als fakultativer Bestand­teil der diagnosti­schen Elimina­tionsdiät kann anschlies­send evtl. noch ein Provo­kations­test durchge­führt werden.

      Keine laboranalytische Diagnose

      Es werden diverse Testmethoden angeboten, die auch häufig eingesetzt werden. Eine Experten­gruppe ist jedoch zum Konsens gelangt, dass von der Anwendung labor­analyti­scher Diagnose­methoden eher abzuraten ist, weil diese nicht aussage­kräftig seien [Reese et al. 2012].

      Eigenverantwortung des Patienten

      Fazit: Leider kann man sich nicht einfach so vom Arzt auf Histamin-Intole­ranz testen lassen. Gehen Sie daher bitte nicht mit zu grossen Erwar­tungen zum Arzt. Als Betroffe­ne(r) haben Sie bei der Diagnose­findung eine Mitwir­kungs­pflicht bzw. müssen sogar den Hauptteil der Abklä­rungen selbst vorneh­men. Sie werden keinen Arzt finden, der täglich frisch für Sie einkauft und kocht. Sie müssen sich deshalb selbst vom Vor­liegen einer Unver­träglich­keit ge­gen­über Histamin in der Nahrung überzeugen.



      Hier empfehlen wir eine Vorgehens­weise zur Abklärung einer histamin­vermit­telten Sympto­matik.

      Vorweg sei noch erwähnt: Selbst wenn der Betrof­fene bisher keinen Zusam­menhang zwischen der Nahrungs­aufnahme und dem Auftreten von Beschwer­den fest­stellen konnte, oder wenn die Beschwer­den permanent andauern, können diverse Symptome trotzdem durch die Ernährung verursacht sein. Dies zeigt sich erst, wenn diese Symptome während der Durch­führung der Elimi­nations­diät langsam abklingen. Nicht alle Unver­träglich­keiten sind reine Nahrungs­mittel­unver­träglich­keiten. Bei einer Histamin­sympto­matik stellt man häufig auch fest, dass man auf Umwelt­faktoren wie Stress, Leistungs­druck, Sorgen, Ärger, Angst, Duft­stoffe, Luft­verschmut­zung etc. oder auf den weiblichen Monats­zyklus reagiert, oder dass Reaktionen scheinbar aus heiterem Himmel kommen, ohne einen Auslöser erkennen zu können. Trotzdem spielt meist auch die Ernäh­rung eine Rolle, oft unbemerkt.

      Update:

      Anlässlich der SIGHI-Konferenz 2019 in Davos zum Thema «Was ist sinnvoll bei der Abklärung eines Verdachts auf Histamin-Intoleranz» haben wir wieder einmal den aktuellen Stand in der wissenschaftlichen Literatur recherchiert. Dieser ist vorläufig im folgenden Referat zusammengefasst und wird später in die Website einfliessen:

      [Vortrag-Titelbild]

      Referat von H. Lamprecht (PDF, 1'717 KB, 9.11.2019).


      Vor dem Arztbesuch

      Ernährungs- und Symptom­tage­buch

      Beginnen Sie damit, in einer Tabelle möglichst lücken­los einzu­tragen, zu welcher Uhrzeit Sie was geges­sen und getrunken haben (inkl. Genuss­mittel, Nahrungs­ergänzungs­mittel, Stärkungs­mittel, Medika­mente) und wann welche Sympto­me in welcher Intensität vorhanden waren. Notieren Sie mög­lichst auch den genauen Namen und den Hersteller aller konsu­mierten Produkte (inkl. Saucen, Gewürz­mischungen etc.) und bewahren Sie wenn möglich die Ver­packung auf, um nach­träglich die genaue Liste der Zutaten und Zusatz­stoffe nach­schauen zu können. Führen Sie diese Aufzeich­nungen während mehrerer Tage oder Wochen. Bei dringenden medizi­nischen Problemen warten Sie natürlich nicht so lange, sondern suchen Sie je nach Situation sofort einen Arzt auf.

      Auf welche Nahrungs­mittel man reagiert, könnte man bei Verdacht auf eine Nahrungs­mittel­unver­träglich­keit oder Nahrungs­mittel­allergie als Betrof­fener im Prinzip selbständig mittels einer Eliminations­diät auspro­bieren. Voraus­setzung ist, dass man sich gut genug mit der Ernährungs­lehre, Lebens­mittel­kunde, Allergien und Unver­träglich­keiten auskennt. Vorteil: Man kann bereits mit einer konkreten Beobach­tung zum Arzt gehen. Kann man ihm bereits zahlreiche Lebens­mittel nennen, welche Beschwer­den verursachen (z.B. Fisch, Käse, alkoho­lische Getränke, Pizza), erleichtert dies die Diagnose. Mit Glück löst man viel­leicht sogar das Problem, ohne dass ein Arzt­besuch notwendig wird. Nachteile: Wenn dank der Eliminations­diät die Symptome abklingen, und man dann doch zum Arzt geht, kann der bei seinen Untersu­chungen gewisse Anzeichen für eine Erkran­kung (hohe Histamin­werte, Entzündungs­zeichen etc.) nicht mehr finden. Bestimmte labor­analytische Untersu­chungen oder gege­benenfalls eine Darm­spiegelung sollte man durchführen, während man noch unter Symptomen leidet. Je nach Fall ist es vielleicht die bessere Wahl, wenn Sie noch mit dem Weg­lassen unverträglicher Nahrungs­mittel warten und zuerst mit Ihrem Ernährungs­tagebuch zum Arzt gehen.

      Symptomtagebuch


      Wahl des Arztes

      Grundsätzlich könnte jeder Allgemeinpraktiker / Hausarzt Sie beim hier beschrie­benen Vorgehen begleiten, gege­be­nen­falls notwen­dige differenzial­diagnosti­sche Abklärun­gen durch Fach­ärzte oder Labora­torien in die Wege leiten, die Betreu­ung durch eine Ernährungs­beratung veranlassen und eine individu­elle Medikation verschreiben. Vielen Haus­ärzten fehlt jedoch das hierfür not­wendige Spezial­wissen oder sie verweigern sich dem Thema sogar komplett, weil in ihrem alten Lehrbuch noch nichts darüber steht. Erkundi­gen Sie sich bei Ihrem Arzt, ob er sich mit der Abklärung von Allergien und Unver­träglich­keiten auskennt oder ob er bereit ist, sich anhand unserer Anleitung darauf einzu­lassen. Bei Zweifeln an unserem Vorgehen oder bei anderen Unsicher­heiten oder Fragen kann er sich an ein Kompetenz­zentrum für Masto­zytose oder Allergo­logie in der Region wenden, um sich abzu­sichern (Adressen siehe weiter unten).

      Möglich wäre auch, dass Sie sich vom Haus­arzt an einen Spe­zial­arzt bzw. an eine speziali­sierte Klinik über­weisen lassen, welche die Feder­führung übernimmt. Die sind allerdings meist überlastet. Teils müssen mehr­monatige Warte­zeiten in Kauf genommen werden, und die wenigen begehrten Spezia­listen wären froh, wenn die Haus­ärzte sie so weit wie möglich entlasten könnten.

      Ansonsten bliebe noch die Möglich­keit, dass Sie sich einen anderen Haus­arzt suchen.

      Sie könnten auch eine(n) auf Nahrungs­mittel­unver­träglich­keiten speziali­sierte(n) Ernährungs­berater(in) beauf­tragen. Die Kranken­kasse trägt die Kosten für eine Ernährungs­beratung jedoch nur, wenn dies vorgängig vom Arzt verordnet wurde.

      Wenn Sie gar nirgends Unter­stützung durch eine Fach­person finden sollten (das sollte heutzutage immer seltener vorkom­men), bliebe noch als letzte Möglich­keit, auf eigene Faust Ernährungs­experi­mente zu machen. Dann jedoch bitte gezielt nach unserer Anleitung! Nach dem Zufalls­prinzip mal dies, mal das wegzu­lassen, führt selten zum Ziel.

      Empfehlenswerte Adressen von speziali­sierten Fach­ärzten

      Wir erhalten ständig eine Flut von Anfragen aus der ganzen Welt, welcher empfeh­lens­werte Spezialist die Histamin­intoleranz diagnosti­zieren könne. Wir können leider nicht sämtliche Ärzte dieser Welt kennen, und wir können die Qualität ihrer Arbeit und ihren aktuellen Wissens­stand nicht beurteilen. Wir geben deshalb keine individu­ellen Empfeh­lungen auf Anfrage ab, sondern verweisen hier lediglich ohne Gewähr auf allgemeine Adress­verzeich­nisse:

      Kompetenzzentren in Europa

      Allerdings fühlen sich viele der dort aufgeführten Mastzellspezialisten nicht zuständig für Histamin-Intoleranz und Mastzellaktivierungssyndrom, sondern möchten sich nur mit schon länger bekannten und besser erforschen Mastzellaktivierungserkrankungen befassen. Vielleicht haben Sie mehr Erfolg, wenn Sie sich an einen Allergologen, bevorzugt eines Universitätsspitals, wenden.

      Das Arzt-Patientengespräch (Anamnese)

      Als erstes versucht der Arzt, im Gespräch mit dem Patienten seine Vorge­schichte zu erfragen und das Problem genauer einzu­grenzen (=Anamnese). Falls der Patient nicht bereits ein Ernährungstagebuch mit einer ausreichenden Zahl von Beobachtungen mitgebracht hat, beauftragt man ihn, ein solches während ca. 2 Wochen zu führen und in dieser Zeit vorerst noch eine konventionelle Vollernährung beizubehalten. (Was wegen anderen, bereits bekannten Unverträglichkeiten oder Allergien unverträglich ist, wird aber selbstverständlich weiterhin gemieden.)

      Indizien für eine Histamin-Intoleranz:

      • Der Patient leidet unter einer Symptomatik wie auf der Seite Symptome beschrieben. Typischer­weise beginnen diese rund 15-30 min nach Beginn der Nahrungs­aufnahme und klingen nach wenigen Stunden wieder ab (je nach dem, wie schnell der Darm die Nahrung transportiert).
      • Dem Patienten gelang es bereits, einzelne der auf der Seite Therapie > Ernährungsumstellung genannten Auslöser zu identifizieren. Dies muss jedoch nicht unbedingt reprodu­zierbar sein, weil das gleiche Lebens­mittel oder Gericht einmal sehr viel und ein anderes Mal nur wenig Histamin enthalten kann.
      • Unter einer histaminarmen Diät bleiben die Symptome aus oder sind zumindest deutlich schwächer ausgeprägt. Sollten noch andere, unentdeckte oder unbehandelte Erkrankungen bestehen, kann allerdings keine deutliche Besserung der Symptome beobachtet werden.
      • Unter den Medikamenten, die der Patient in der Vorgeschichte eingenommen hatte, befinden sich solche, die als Histaminliberatoren oder DAO-Hemmer bekannt sind. Das Ersetzen oder Absetzen der unverträglichen Wirkstoffe bringt eine Besserung.
      • Mit der Medikation wie auf der Seite Therapie > Medikamente beschrieben kann das Auftreten von Symptomen ganz oder teilweise verhindert werden.

      Hierbei handelt es sich nicht um eindeutige und spezifische Diagnose­kriterien. Die hier erwähnten Indizien oder Kriterien können z.B. auch auf das Mastzell­aktivitäts­syndrom MCAS zutreffen, welches sich derzeit nicht zufriedenstellend von der HIT abgrenzen lässt.

      Beim Versuch, eine Histamin-Intoleranz zu diagnosti­zieren, steht man vor folgenden Schwierig­keiten:

      • Unverträgliche Nahrungsmittel sind in sämtlichen Lebens­mittel­kategorien zu finden. Viele Speisen sind je nach Frische und Zusam­menset­zung nur manch­mal unver­träglich, werden beim nächsten Mal aber vielleicht wieder vertragen. So scheinen die Reaktionen dem Uneinge­weihten nicht so leicht reprodu­zierbar und deren Interpretation kann etwas verwirrend sein.
      • Der Patient leidet oft unter einer grossen Palette verschie­dener Symptome, die kommen und gehen. Diese Symptome sind unspezi­fisch, d.h. es gibt eine Vielzahl anderer Ursachen, welche ebenfalls solche Symptome hervorrufen können. Die Art der Symptome lässt deshalb keine Rück­schlüsse auf die Ursache zu.
      • Die üblichen Parameter einer Routineuntersu­chung zeigen ein normales Bild und lassen den Patienten als vermeint­lich gesund erscheinen. Ärzte ohne Kennt­nisse in Allergo­logie und Unver­träglich­keiten machen dann meist den Fehler, den Patienten für besonders wehleidig oder krankhaft aufmerk­samkeits­bedürftig zu halten, ihn als Simulanten oder Internet­hypo­chonder abzu­stempeln oder ihm einzureden, seine Symptome seien bloss eingebildet oder psycho­somatisch hervor­gerufen.
      • Mit der in der evidenzbasierten Medizin („Schul­medizin“) üblichen Symptom­bekämpfungs­mentalität kommt man hier nicht weiter. Mit einer sympto­matischen Behandlung erreicht man bestenfalls bescheidene kurzfristige Erfolge oder verursacht sehr häufig sogar mit der Wahl eines unver­träglichen Medika­mentes eine Verschlim­merung. Zudem beseitigt man damit die fortbe­stehende körperliche Ursache nicht, so dass die Symptome immer wieder von neuem auftreten werden.
      • Die körperliche Ursache der Histamin-Intoleranz ist noch nicht zweifelsfrei geklärt und weiterhin umstritten. Das führt dazu, dass sogar die Existenz der Erkrankung von einigen Fach­personen und Zeitungs­artikel­schreibern noch ange­zweifelt wird. Umstritten ist dabei jedoch nicht das Krankheits­bild an sich. Das Phänomen existiert zweifellos, ist nicht eingebildet und es gibt eine funktio­nierende Therapie. Umstritten ist lediglich, in welchen Fällen tatsächlich eine enzyma­tische Histamin-Abbau­störung für die beo­bachtete Histamin­empfindlich­keit verant­wortlich ist. Und zutreffenden­falls: Was dann im Einzelfall die Ursache der enzymati­schen Abbau­störung ist. Die Unsicherheit, ob Histamin-Intoleranz (=DAO-Abbau­störung) die richtige Bezeich­nung für das beobachtete Phänomen ist, soll kein Hinderungs­grund sein, den Betroffenen zu helfen.

      Differenzialdiagnostik

      Da eine HIT nicht direkt diagnostizierbar ist, ist es wichtig, nach anderen Ursachen zu suchen und diese auszuschliessen, so dass noch die HIT als wahrscheinliche Verdachtsdiagnose übrig bleibt. Dies nennt man Differentialdiagnose. Für eine histaminvermittelte allergieähnliche Sympto­matik kommen nebst enzymati­schen Histamin-Abbau­störungen zahlreiche weitere körperliche Ursachen oder Erkrankungen in Frage, von denen womöglich einige noch gar nicht bekannt sind. Wir können hier unmöglich abschlies­send darauf eingehen, sondern müssen dies den speziali­sierten Ärzten überlassen. Ein paar Beispiele seien hier dennoch genannt:

      • Echte Allergien (diagnostizierbar z.B. mittels Prick-Test oder durch den Nachweis von Antikörpern gegen Allergene). Z.B. Nahrungs­mittel­allergien, Pollen­allergien, Hausstaub­milbenallergie, Schimmel­pilzallergie. Nicht zu vergessen die Kreuz­reaktionen (Kreuz­allergien) auf diverse Nahrungs­mittel. Echte Nahrungs­mittelallergien sind recht selten im Vergleich zu nicht­allergi­schen Nahrungs­mittel­unverträg­lichkeiten. Leicht zu übersehen sind lokale intestinale Allergien, die zwar IgE-vermittelt, aber seronegativ sind. Solche seronegativen Allergien können nicht mittels Blut- oder Pricktests entdeckt werden, sondern erfordern eine Darmlavage [Raithel et al. 2002].
      • Unverträglichkeiten. Z.B. Laktose-Intoleranz, Fructose-Malab­sorbtion, Sorbit-Unver­träglich­keit, Salicylat-Intoleranz.
      • Autoimmunerkrankungen. Zöliakie, Lupus, Schilddrüsen­erkrankungen, Diabetes, ...
      • Mastzellaktivierungserkrankungen (MCAD): Mastzellaktivitäts­syndrom (MCAS), systemische Mastozytose (SM). Das MCAS ist sehr häufig. Wahr­scheinlich ist ein zwei­stelliger Prozent­satz der Bevölke­rung davon betroffen. Es ist ebenfalls nur schwer zu diagnosti­zieren. Auch ist es noch nicht klar, wie man das MCAS von der HIT abgrenzen soll, wenn der laboranalytische Nachweis nicht gelingt. Die alte Lehrmeinung, dass man eine Mastozytose mittels Bestim­mung der Tryptase im Blut ausschliessen könne, ist inzwischen überholt. Beim Mastzell­aktivie­rungs­syndrom kann in den meisten Fällen keine erhöhte Serum­tryptase nachgewiesen werden.

      Oft liegen mehrere Erkrankungen gleichzeitig vor, was die Diagnosefindung zu einem schwierigen und langwierigen Prozess macht. Findet man eine andere Erkrankung, bedeutet dies nicht, dass man eine Histamin-Intoleranz aus­schliessen kann.

      Diagnose

      Symbolbild Ausschlussdiagnose

      Die Diagnose der Histamin-Intoleranz muss wohl bis auf weiteres als eine Ausschluss­diagnose und Verdachts­diagnose betrachtet werden: Wenn nach gründlicher Untersuchung andere Ursachen ausge­schlossen werden können, bleibt noch die Vermutung übrig, dass es entweder eine Histamin-Unver­träglich­keit oder ein Mast­zell­aktivierungs­syndrom sein muss.

      Es gibt ein paar laboranalytische Methoden, die ergänzend als Indiz heran­gezogen werden können (siehe weiter unten). Diese Methoden sind aber nicht aussage­kräftig in dem Sinne, dass sie eine Unverträg­lichkeit gegenüber Histamin eindeutig feststellen oder ausschliessen könnten.

      Der sinnvollste und zuverlässigste Ansatz, um herauszu­finden, ob man auf Histamin in der Nahrung reagiert, ist die Durch­führung der diagnosti­schen Histamin-Eliminations­diät. Oder anders gesagt: Die Therapie wird versuchs­weise während einer begrenzten Zeitdauer durchge­führt, um zu überprüfen, wie der Patient darauf anspricht. Das mag für Ärzte ein unge­wohntes Vorgehen sein. Idealerweise möchte der Arzt ein Labor­ergebnis, welches die Diagnose bestätigt, und dann wird anhand der Diagnose die geeignete Therapie ausgewählt. Hier bleibt aber mangels zuverlässiger labor­analytischer Diagnostik nichts anderes übrig, als im Anamnese­gespräch zu einer Verdachts­diagnose zu gelangen und dann den Patienten versuchs­weise so zu behandeln, als wäre es eine Histaminose, um zu überprüfen, ob man damit eine Besserung erzielt. Ein Abklingen der Symptome beweist zwar noch immer nicht, dass es sich um eine enzyma­tische Histamin-Abbau­störung handelt, aber das Hauptziel, das Leiden des Patienten zu beenden, wäre erreicht.

      Ausführliche Informationen zur diagnostischen Eliminations­diät finden Sie auf der Seite Therapie und den dazu gehö­renden Unter­seiten, insbe­sondere auf der Seite Ernährungs­umstellung, oder im Buch „Mastzellen­freundliche und histamin­arme Küche“.

      Diagnosekriterien der Histamin-Unverträg­lich­keit

      Wie oben erwähnt, sind dies keine eindeutigen Diagnose­kriterien, sondern Indizien, die eine Verdachts­diagnose erlauben. Eine klare Abgren­zung vom Mastzell­aktivie­rungs­syn­drom (MCAS) ist hiermit nicht möglich. Diagnose­schema in Anlehnung an: [Reese et al. 2012; Maintz and Novak 2007; Wenzel 2013]

      1. Andere Ursachen konnten differenzialdiag­nos­tisch ausge­schlos­sen werden oder vermö­gen nicht die ge­samte Sympto­matik zu er­klä­ren.
      2. Mindestens zwei mutmassliche Histamin­symptome vorhanden, die eine thera­peu­tische Inter­vention erfor­dern
      3. Besserung unter einer Hist­amin-Aus­lass­diät
      4. Besserung durch H1- und H2-Anti­histami­ni­ka (Hist­amin­rezeptor­antago­nisten) in Kombi­nation

      Einzelne Autoren empfehlen zusätzlich folgende Parameter zu erheben und in die Diagnose einzu­beziehen [Maintz and Novak 2007]. Wir und andere Autoren halten dies nicht für aussage­kräftig [Reese et al. 2017; Wenzel 2013].

      • DAO-Aktivität im Serum oder in Dünndarm­schleim­haut­biopsien
      • Plasmahistaminspiegel
      • Doppelblinde, placebokontrollierte Hist­amin-Provo­kation

      Laboranalytische Diagnose­metho­den

      Die laboranalytische Bestimmung der Enzym­menge oder der Konzen­tration von Histamin und seinen Abbau­produkten in Blut, Urin oder Stuhl, sowie Gentests, können bei der Diagnose­findung als Indizien mit einbezogen werden, sind aber isoliert betrachtet keine zuverläs­sigen Indikatoren bzw. jeder Test kann entweder nur ganz bestimmte Störungen im Histamin­stoffwechsel aufzeigen, übersieht aber die anderen möglichen Störungen, oder er kann eine Anomalie eines Wertes feststellen, liefert aber keine Aussage zur Ursache. Die Bestimmung solcher Parameter kann in der richtigen Kombi­nation und im Hinblick auf bestimmte, aus der Anamnese hervor­gehende Frage­stellungen, vielleicht schon manch­mal sinnvoll sein, setzt aber voraus, dass der Arzt sie auch richtig zu inter­pretieren weiss. Hier erläutern wir die wichtigsten Diagnose­methoden:

      Blutuntersuchungen

      Histaminkonzentration im Blut (=Histamin­spiegel, Blut­plasma­spiegel, Blut­serum­spiegel)

      Die Bestimmung des Histamin-Spiegels hat alleine so gut wie keine Aussage­kraft. Die Konzen­tration von Histamin im Blut ist keine konstante Grösse, sondern unterliegt ständigen Schwankungen, abhängig von der vor der Blut­abnahme konsumierten Mahlzeit und weiteren Umwelt­faktoren. Ein erhöhter Histamin­spiegel könnte nebst HIT auch andere Ursachen haben.

      DAO-Konzentration im Blutplasma oder Blutserum (DAO-Spiegel)

      Die Bestimmung der Konzentration des Histamin abbauenden Enzyms Diamin­oxidase (DAO) im Blut ist wohl der am häufigsten gemessene Parameter. Die Aussage­kraft ist aber auch hier sehr beschränkt. Die Produktion des Enzyms kann durch äussere Einflüsse zeitlich grossen Schwan­kungen unterliegen, so dass im Extremfall bei ein und derselben Person einmal ein Wert von Null und bei einer späteren Unter­suchung viel­leicht wieder ein normaler Wert gemessen werden kann. Seine Bestim­mung ist nur eine Moment­aufnahme. Der DAO-Wert im Blut lässt nicht wirklich eine Aussage zu, ob auch im Darm zu wenig DAO gebildet wird [Reese et al. 2012], und auf die DAO-Menge im Darm kommt es ja hauptsächlich an. Oft wird ausser Acht gelassen, dass es nebst einem zu tiefen DAO-Spiegel noch weitere mögliche Ursachen für eine Histaminose gibt. Der Histamin­stoff­wechsel kann auch an anderen Stellen gestört sein, so dass auch bei normaler DAO-Konzen­tration trotzdem eine Histaminose vorliegen kann. Bei einem Gendefekt des DAO-Gens kann zum Beispiel das Enzym in normalen Mengen produziert werden, aber funktions­vermindert oder funktions­unfähig sein, und daher im Extrem­fall null Enzym­aktivität trotz normaler DAO-Konzen­tration aufweisen. Vielleicht ist auch gar nicht der Abbauweg über die exkreto­rische DAO, sondern der intra­zelluläre Abbau über die HNMT gestört, was dieser Test ebenfalls übersehen würde. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass in Studien kein brauch­barer Zusam­menhang zwischen dem DAO-Wert und dem Vorhanden­sein von Histamin­symptomen gefunden werden kann [Töndury et al. 2008, Kofler et al. 2009]. Das Testresultat wird oft in der Mass­einheit U/ml angegeben. Das ist genau genommen keine Konzentration, sondern die theoretische Volumen­aktivität (Substrat­menge, die in einer bestimmten Zeit pro ml Blutserum oder Blutplasma umgesetzt werden könnte. Mehr dazu siehe im folgenden Abschnitt "Enzymaktivität der Diaminoxidase (DAO)"!

      Enzymaktivität der Diaminoxidase (DAO) im Blut­plas­ma oder Blut­serum

      Einige Labors geben an, die Enzym­aktivität der Diamin­oxidase (DAO) zu bestimmen. Diese Bezeich­nung kann jedoch in die Irre führen. Gemes­sen wird in Wirk­lich­keit meist die DAO-Konzen­tration im Blut­plasma oder Blut­serum (DAO-Spiegel). Dann wird berechnet, wie hoch die Enzym­aktivität wäre, wenn das Enzym die maximal mögliche Aktivität der voll funktio­nierenden Enzym­variante hätte. Produziert der Körper aber auf Grund eines Gen­defektes eine nicht optimal funktionierende Enzym­variante, so entspricht der mit dieser Methode berechnete Wert nicht der tatsäch­lichen Enzym­aktivität bei der getesteten Person. Vertraut ein hierin wenig erfahrener Arzt dem Labor­wert ohne dieses Wissen, so wird er in diesem Fall die falschen Schlüsse ziehen. Angegeben wird üblicher­weise die theoretische Volumen­aktivität (d.h. die Enzym­aktivität in einer bestimmten Menge der Lösung, z.B. U/ml). Die Enzym­aktivität wird in Units (Abkürzung: U) angegeben und ist definiert als diejenige Enzym­menge, die unter Standard­bedingungen pro Minute ein µmol Substrat (in diesem Fall Histamin) umsetzt.

      Direkt die tatsächliche Aktivität der DAO im Blut zu bestimmen war bis anhin zwar experi­mentell möglich, aber methodisch extrem anspruchs­voll, fehler­anfällig und teuer. Ein neues Testkit der Firma sciotec macht jetzt aber auch dies möglich: DAO-REA® zur direkten Bestimmung der DAO Aktivität in Serum oder Plasma.

      Molekulare Diagnostik (Gentest = Gen­analy­se = DNA-Ana­ly­se = DNS-Test)

      Aus der Seite Histami­nose > Ursachen-Überblick geht klar hervor, dass eine Histami­nose viele verschiedene Ursachen haben kann, von denen nur ein Teil genetisch bedingt ist. Man geht davon aus, dass die meisten Fälle von Histami­nose erworben und nicht vererb­bar sind, oder dass zwar eine genetische Prädis­position besteht, die aber erst in Kombi­nation mit anderen Faktoren (alters­bedingt, erworben oder umwelt­bedingt) irgend­wann im Laufe des Lebens zur Ausprä­gung einer Histami­nose führt.

      Am Histamin­stoff­wechsel sind mehrere Gene beteiligt. Die einen direkt (z.B. abbauende Enzyme), die anderen indirekt (z.B. Gene, welche für die Regulation anderer Gene zuständig sind). Von jedem dieser Gene existieren in der Bevöl­kerung verschiedene Varianten, von denen einige den Histamin­haushalt ungünstig beein­flussen können. Eine Übersicht über die invol­vierten Gene und bekannten Gen­defekte findet man auf SNPedia (ohne Anspruch auf Vollstän­digkeit!) oder in der NCBI Gen­datenbank (umfassend, aber auch mit nicht rele­vanten Abwei­chungen).

      Symbolbild Erbgut

      Damit Sie das Testergebnis Ihres Gentests besser verstehen können: Menschen haben einen doppelten Chromo­somen­satz. Jedes Gen ist in zweifacher Ausfüh­rung vorhanden; einmal von der Mutter, einmal vom Vater. Ein Gentest untersucht sinnvoller Weise beide Allele (Versionen) und kann zu jedem eine individuelle Aussage machen, welcher Poly­morphis­mus vorliegt. Allerdings lässt sich nicht fest­stellen, welches der beiden Allele von welchem Eltern­teil stammt.


      Allgemein kann man sagen:

      • Gentests sind je nach angewendeter Methode vergleichs­weise zuver­lässige Test­methoden, die normalerweise eine eindeutige Ja/Nein-Aussage erlauben. Eine solche Ja/Nein-Aussage bezieht sich jedoch nur darauf, welche Gen­varianten jemand trägt, sagt jedoch noch nichts über die Krankheits­relevanz der untersuchten Gene aus. Es gibt zudem seltene Kon­stellati­onen, die ein falsches Test­resultat liefern, ohne dass man dies erkennen könnte.
      • Man muss genau nachfragen, wie gründlich ein bestimmter Test das Gen untersucht. Es gibt Tests, die das gesamte Gen plus angrenzende Regionen analysieren und hierbei jede beliebige Abweichung finden können. Auch solche, die man noch gar nicht kennt, weil sie selten sind. Meist wendet man jedoch viel kostengünstigere Tests an, die bloss einen einzelnen "Buchstaben" eines Gens untersuchen, nämlich eine bestimmte Stelle, die bereits dafür bekannt ist, dass Abwei­chungen meistens dort vorkommen. Alle anderen Abwei­chungen in diesem Gen werden dabei übersehen.
      • Gentests sind sehr teuer. Die Kosten werden in der Regel nicht von der Kranken­kasse übernommen.
      • Welche Gendefekte von welchen Genen wie grosse Krankheits­relevanz haben, ist noch nicht ausrei­chend geklärt. Erst recht ungeklärt ist, wie sich die indi­vidu­ellen Kombi­nationen der Gen­varianten aller beteiligten Gene zusammen mit anderen körperlichen Ursachen und Umwelt­einflüssen im Einzelfall auswirken.
      • Um sicher zu sein, dass man keinen Gendefekt übersieht, müsste man eine grosse Zahl von Genen untersuchen.
      • Nicht für alle Gene sind kommerzielle Tests in der Routine­diagnostik erhältlich.
      • Histamin-Abbaustörungen scheinen nach dem derzeitigen Wissens­stand in den allermeisten Fällen im Laufe des Lebens erworben zu sein. Nur selten ist ein vererbter Gendefekt die (Haupt-)Ursache.

      Aus diesen Gründen gibt es keinen Gentest, welcher die Frage "Histaminose ja oder nein?" pauschal beantworten könnte. Es gibt nur wenige Fälle, wo ein Gentest bei der Diagnose von Histamin-Erkrankungen Sinn machen würde. Man muss sorgfältig abwägen, wie viel Aufwand man betreiben will, und welchen Nutzen man davon hat. Im Folgenden werden die routine­mässig erhältli­chen Gentests kurz vorgestellt, ergänzt mit einer Einschät­zung bezüglich Auftretens­wahrschein­lichkeit und Krankheits­relevanz der Gen­varianten sowie der Aussage­kraft des Tests:

      HNMT-Gentest (Suche nach Gendefekten = Poly­morphis­men)

      Seit November 2011 steht ein HNMT-Gentest zur Verfügung, welcher die zwei häufigsten abwei­chenden Gen­varianten (Mutationen, Gen­defekte, Poly­morphis­men) des HNMT-Gens (HNMT = Histamin-N-Methyl­transferase) vergleichs­weise zuverlässig nachweisen kann. Funktions­mindernde HNMT-"Gen­defekte" sind sehr weit verbreitet. Die beiden häufigsten abweichenden Varianten verringern die Abbau­kapazität der HNMT um rund die Hälfte. Eine von der SIGHI in Auftrag gegebene und von der Novogenia durchgeführte HNMT-Studie, von der wir uns erhoffen, die Auswir­kungen besser einschätzen zu können, ist noch im Gange. Weitere Studien­teilnehmer werden gesucht. Vorläufige Ergebnisse zeigen signifikante Zusam­men­hänge zwischen HNMT-Gen­varianten und der Symptomatik. Die klinische Relevanz ist trotzdem noch ungenügend erforscht und kann nicht sehr gross sein. Es sieht vorläufig eher danach aus, als würde eine HNMT-Abbau­störung alleine noch keine schwer­wiegende Histaminose auslösen. Vermutlich vermag sie erst in Kombination mit einer weiteren Störung im Histamin­stoff­wechsel das Problem zusätzlich zu verschärfen. Wir raten derzeit vom HNMT-Gentest ab, solange nicht erwiesen ist, dass er einen diagnosti­schen Nutzen hat.

      Weitere Infos zur HNMT-Abbaustörung auf der Seite Diagnose > HNMT-Abbaustörung.

      Bestelladressen

      Bereits zwei Labors bieten unabhängig vonei­nander einen HNMT-Gentest an:

      Novogenia GmbH

      Technoparkstraße 4/20
      5310 Mondsee
      ÖSTERREICH

      Molekulargenetisches Labor
      Dr. med. Mato Nagel

      Werner-Seelenbinder-Str. 73
      02943 Weißwasser
      DEUTSCHLAND


      DAO-Gentest (Suche nach Gen­defekten = Poly­morphismen)

      Seit April 2012 bietet das molekular­genetische Labor von Dr. Mato Nagel die Analyse des DAO-Gens als routine­mässige klinische Diagnostik­methode an. Für die Diamin­oxidase wird auch die Bezeichnung Amilorid-sensitive Amin­oxidase (ABP1) verwendet. Nach aktuellem Wissens­stand ist eine HIT in den meisten Fällen erworben und nur selten durch einen Gendefekt der DAO verursacht. Der DAO-Gentest macht folglich nur dann Sinn, wenn auf Grund anderer Labor­analysen Hinweise auf eine verminderte DAO-Aktivität vorliegen und auf Grund der Anamnese/­Familien­geschichte eine genetische Ursache vermutet wird.

      Weitere Infos zur DAO-Abbaustörung auf der Seite Histaminose > DAO-Abbaustörung.

      Analyse von Urin und Stuhl­proben

      Methylhistamin im Urin

      Manchmal wird das Methyl­histamin im Urin bestimmt. Methyl­histamin entsteht beim Abbau von Histamin durch das Enzym HNMT. Hohe Werte können bedeuten, dass Histamin aus irgendeinem Grund im Übermass vorhanden ist und zu Methyl­histamin abgebaut wird. Dabei stellen sich folgende Probleme:

      • Auch andere Erkrankungen führen zu erhöhten Methyl­histamin­werten. Bei Nahrungs­mittel­allergikern entsteht sehr viel Histamin im Magen-Darm-Trakt, welches weit­gehend über die Leber zum Methyl­histamin abgebaut und über den Urin ausge­schieden wird [Raithel und Hahn 1998]. Bei Mastzell­aktivierungs­erkran­kungen (MCAD) wird ebenfalls viel Histamin freigesetzt und als Methyl­histamin ausge­schieden. Ferner kommen entzünd­liche, hämato­lymphati­sche oder endokrino­logische Erkran­kungen in Betracht [Raithel et al. 2002].
      • Der Messwert wird beeinflusst durch den Protein­gehalt der Nahrung.
      • Wenn eine Funktions­minderung der HNMT Ursache der zu hohen Histamin­werte ist, dann wird man trotz hohen Histamin­werten nur wenig Methyl­histamin finden, weil ja eben der Abbau zu Methyl­histamin vermindert ist.

      Die Messung des Methylhistamins kann folglich isoliert betrachtet nicht anzeigen, ob eine HIT vorliegt oder nicht.

      Histamin im Stuhl

      Wenn im Stuhl erhöhte Histamin­spiegel nach­gewiesen werden, kann dies verschiedene Ursachen haben:

      • Im Darm wird zu wenig DAO (oder eine funktions­verminderte Variante der DAO) produziert. Das über die Nahrung aufgenom­mene und das im Darm von der Darmflora gebildete Histamin kann deswegen während der Darm­passage ungenügend abgebaut werden und wird über den Stuhl ausge­schieden.
      • Die DAO wird durch Inhalts­stoffe von Lebens­mitteln oder Medika­menten gehemmt. Das über die Nahrung aufge­nommene und das im Darm von der Darmflora gebildete Histamin kann deswegen während der Darm­passage ungenügend abgebaut werden und wird über den Stuhl ausge­schieden.
      • Eine Fehl­besiedlung des Darms mit uner­wünschten Mikro­organis­men (Fäulnis­dys­biose) führt bei der Zerset­zung des Nahrungs­breis zu vermehrter Bildung biogener Amine (z.B. Cadaverin, Putrescin, Histamin)
      • Übermässige Degranulation von Mast­zellen im Darm, z.B. wegen IgE-vermit­telten Nahrungs­mittel­aller­gien, Masto­zytose/MCAD oder Auf­nahme von Histamin­liberat­oren.

      Hauttests

      Histamin-Pricktest

      In der Literatur wird ein Haut-Prick­test zur Diagno­se der Histamin-Intole­ranz beschrieben [Kofler 2011]. So wie bei der positiven Kontrolle des Allergie-Haut­prick­tests wird ein Tropfen Histamin­lösung auf die Haut gegeben und dann die Haut an dieser Stelle mit einer Nadel gepiekst. Dadurch dringt das Histamin in die Haut ein und löst lokal eine Histamin­reaktion aus. Es bildet sich eine Quaddel oder eine juckende Schwel­lung wie bei einem Mücken­stich. Dieser Test wäre einfach und kosten­günstig, ist aber wegen seiner geringen Zuver­lässigkeit und Aussage­kraft keine geeignete Diagnose­methode. Wir vermuten, dass eine solche Reaktion eher eine Mastzell­aktivierung als eine DAO-Abbau­störung anzeigt.

      Alternativmedizinische Diagnose­metho­den

      Die Alternativmedizin wird deshalb nicht zur evidenz­basierten Medizin ("Schulmedizin") gezählt, weil für die alternativ­medizini­schen Methoden bisher kein wissen­schaftli­cher Nachweis erbracht werden konnte, dass sie aussage­kräftig oder wirksam wären. Teils konnte sogar gezeigt werden, dass sie nicht wirksam sind. Auf die Alternativ­medizin weicht man haupt­sächlich dann aus, wenn man mit den Schul­medizinern nicht mehr weiter kommt. Bei der Histaminose wäre eigentlich ausrei­chend bekannt, wie der Histamin­stoff­wechsel funktioniert und wie man die Krankheit schul­medizi­nisch erfolgreich thera­pieren (aber leider meistens nicht heilen) könnte. Trotzdem verlieren die Schul­mediziner immer noch grosse "Markt­anteile" an die Alternativ­mediziner, weil sie mit Desinte­resse, Symptom­bekämpfungs­mentalität, Zeitmangel, Unver­ständnis und Über­forderung infolge ungenü­gender Weiter­bildung ihre Kunden vertreiben. Über den Erfolg alternativ­medizini­scher Methoden erhalten wir wider­sprüchli­che Rück­meldungen von Betrof­fenen. Bei einigen funktioniert es, bei anderen nützt es nichts oder nur kurzzeitig, und viele berichten auch von markanten Ver­schlechte­rungen bei bestimmten Behandlungs­methoden. Wir beschränken uns vorerst auf das Sammeln und Auswerten von Rück­meldungen und halten uns mit Empfeh­lungen zurück.

      Wichtig: Sobald bei Ihnen die Diagnose einiger­massen feststeht, teilen Sie bitte allen Ärzten und Thera­peuten, von denen Sie zuvor erfolglos unter­sucht wurden, mit, was die Ursache war und wie viel besser es Ihnen nun dank dieser Diagnose geht. So geben Sie den Ärzten eine Vorstel­lung davon, wie weit verbreitet die Histaminose heute ist, und setzen hoffentlich einen Lern­prozess in Gang. (Die meisten Ärzte hatten während ihres Medizin­studiums vor Jahr­zehn­ten noch nichts von Histaminose gehört.) Dank Ihrer Mithilfe werden immer mehr Ärzte die Histaminose kennen und beim nächsten Fall an diese Möglich­keit denken.

      Wir wünschen viel Experimentier­freude und Durch­halte­willen und hoffen auf gutes Gelingen!



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      Therapie



      Quellenangaben

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      JZurück zur vorherigen Stelle
      Jarisch 2004Jarisch, Reinhart: "Histamin-Intoleranz, Histamin-Intoleranz und See­krankheit", Thieme-Verlag, 2. Auflage, 2004. ISBN 3-13-105382-8
      KZurück zur vorherigen Stelle
      Kofler et al. 2009H. Kofler, W. Aberer, M. Deibl, Th. Hawranek, G. Klein, N. Reider und N. Fellner: "Diamin­oxidase keine diagnostische Hilfe bei Histamin­intoleranz", Allergologie, vol. 32, no. 3, pp. 105–109, 2009.
      http://www.dustri.com/nc/de/­deutschsprachige-zeitschriften/­mag/­allergologie/­vol/­jahrgang-32-3/­issue/­maumlrz-1.html (Nur Abstract kostenlos abrufbar)
      Kofler et al. 2011Lukas Kofler, Hanno Ulmer, Heinz Kofler: "Histamine 50-Skin-Prick Test: A Tool to Diagnose Histamine Intolerance", ISRN AllergyVolume 2011 (2011), Article ID 353045, 5 pages. doi:10.5402/2011/353045.
      http://www.isrn.com/isrn/allergy/­2011/353045/, abgerufen am 25.11.2011.
      MZurück zur vorherigen Stelle
      Maintz and Novak 2007Maintz L, Novak N.: "Histamine and histamine intolerance." Am J Clin Nutr. 2007 May;85(5):1185-96.
      https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17490952
      Frei zugänglicher Artikel.
      Maintz et al. 2006Maintz, Laura; Bieber, Thomas; Novak, Natalija: "Die verschiedenen Gesichter der Histamin­intoleranz: Konse­quenzen für die Praxis (Histamine Intolerance in Clinical Practice)", Deutsches Ärzteblatt 2006; 103(51-52).
      http://www.aerzteblatt.de/­V4/­archiv/­artikel.asp?id=53958, abgerufen am 25.08.2009.
      RZurück zur vorherigen Stelle
      Raithel et al. 2002Raithel, Martin; Hahn, Eckhart Georg; Baenkler, Hanns-Wolf: "Klinik und Diagnostik von Nahrungs­mittel­allergien: Gastro­intestinal vermittelte Allergien Grad I bis IV." Dtsch Arztebl 2002; 99(12): A-780 / B-641 / C-599.
      http://www.aerzteblatt.de/archiv/30916/­Klinik-und-Diagnostik-von-Nahrungs­mittel­allergien-Gastro­intestinal-vermittelte-Allergien-Grad-I-bis-IV.
      Raithel und Hahn 1998Raithel M, Hahn EG: "Funktionsdiagnostische Tests zur Objektivierung von gastro­intestinal vermittelten Allergie­formen. Allergologie 1998; 21/2: 51–64. Gelesen in: Raithel, Martin; Hahn, Eckhart Georg; Baenkler, Hanns-Wolf: "Klinik und Diagnostik von Nahrungs­mittel­allergien: Gastro­intestinal vermittelte Allergien Grad I bis IV." Dtsch Arztebl 2002; 99(12): A-780 / B-641 / C-599.
      http://www.aerzteblatt.de/archiv/30916/­Klinik-und-Diagnostik-von-Nahrungs­mittel­allergien-Gastro­intestinal-vermittelte-Allergien-Grad-I-bis-IV.
      Reese et al. 2017Imke Reese, Barbara Ballmer-Weber, Kirsten Beyer, Thomas Fuchs, Jörg Kleine-Tebbe, Ludger Klimek, Ute Lepp, Bodo Niggemann, Joachim Saloga, Christiane Schäfer, Thomas Werfel, Torsten Zuberbier, Margitta Worm: "Leitlinie zum Vorgehen bei Verdacht auf Unverträg­lichkeit gegenüber oral aufge­nom­menem Histamin. Leitlinie der Deutschen Gesell­schaft für Allergo­logie und klinische Immuno­logie (DGAKI), der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umwelt­medizin (GPA), des Ärzte­verbandes Deutscher Allergo­logen (ÄDA) und der Schweize­rischen Gesellschaft für Allergologie und Immuno­logie (SGAI)". AWMF 2017
      http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-030l_S1_Verdacht_auf_Histaminunvertr%C3%A4glichkeit_2017-02.pdf (646 kb).
      (Leitlinie Histaminunverträglichkeit. Konsensusdokument.)
      ENGLISCHE FASSUNG:


      Reese I, Ballmer-Weber B, Beyer K, Fuchs T, Kleine-Tebbe J, Klimek L, Lepp U, Niggemann B, Saloga J, Schäfer C, Werfel T, Zuberbier T, Worm M. German guideline for the manage­ment of adverse reactions to ingested histamine. Guideline of the German Society for Allergology and Clinical Immunology (DGAKI), the Society for Paediatric Allergology and Environ­mental Medicine (GPA), the Association of German Allergo­logists (AeDA) and the Swiss Society for Allergology and Immunology (SGAI). Allergo J Int 2017;26:72–9 DOI: 10.1007/s40629-017-0011-5
      https://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs00210-016-1247-1.pdf (437 kb).
      Reese et al. 2012Imke Reese, Barbara Ballmer-Weber, Kirsten Beyer, Stephan Erdmann, Thomas Fuchs, Jörg Kleinetebbe, Ludger Klimek, Ute Lepp, Margot Henzgen, Bodo Niggemann, Joachim Saloga, Christiane Schäfer, Thomas Werfel, Torsten Zuberbier, Margitta Worm: "Vorgehen bei Verdacht auf Unverträg­lichkeit gegenüber oral aufgenom­menem Histamin. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI), der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umwelt­medizin (GPA) und des Ärzte­verbandes Deutscher Allergo­logen (ÄDA)". AWMF 2012
      http://dgaki.de/wp-content/uploads/2010/05/Leitlinie_Histaminunverträglichkeit2012.pdf (177 kb).
      http://www.awmf.org/uploads/­tx_szleitlinien/­061-030l_S1_Histaminunverträglichkeit_2012.pdf (177 kb).
      (Leitlinie zur Diagnose des oralen Histamin­syndroms. Konsensus­dokument.)
      SZurück zur vorherigen Stelle
      SIGHIDie Empfehlungen auf dieser Seite sind aus den Erfahrungen und Anschau­ungen von betroffenen Laien hervor­gegangen und wider­spiegeln lediglich unseren aktuellen Stand des Unwis­sens. Von Fach­personen haben wir bisher keine Unter­stützung bei der Ausar­beitung erhalten.
      TZurück zur vorherigen Stelle
      Töndury et al. 2008Töndury, B; Wüthrich, B; Schmid-Grendelmeier, P; Seifert, B; Ballmer-Weber, B: "Histamin­intoleranz : Wie sinnvoll ist die Bestim­mung der Diaminoxidase-Aktivität im Serum in der alltäglichen klinischen Praxis?", Allergologie, 31(8):350-356. 2008.
      https://www.zora.uzh.ch/­5336/
      WZurück zur vorherigen Stelle
      Wenzel 2013Katharina Wenzel, geb. Lipinski: "Histaminintoleranz - Was ist die Evidenz?". Bachelor­arbeit. Hochschule für Angewandte Wissen­schaften Hamburg, Fakultät Life Sciences, Studiengang Ökotropho­logie. 26.08.2013. Begutachtet durch: Prof. Dr. Silya Ottens, Prof. Dr. Christine Behr-Völtzer.
      http://edoc.sub.uni-hamburg.de/haw/­volltexte/­2014/2388/­pdf/BA_­Katharina_­Wenzel.pdf
      (Literaturrecherche, Meta-Analyse)
      Wöhrl et al. 2004Wöhrl S, Hemmer W, Focke M, Rappersberger K, Jarisch R.: "Histamine intolerance-like symptoms in healthy volunteers after oral provocation with liquid histamine.". Allergy Asthma Proc. 2004 Sep-Oct;25(5):305-11. Floridsdorf Allergy Center (FAZ), Vienna, Austria.
      http://www.ncbi.nlm.nih.gov/­pubmed/15603203
      (50% von zehn gesunden Frauen ohne Anzeichen von Nahrungs­mittel­unverträglich­keiten in der Vergan­genheit reagierten in einer doppelblinden, placebo­kontrollierten Studie auf die Gabe von 75 mg Histamin in flüssiger Form mit Symptomen, während keine einzige Person auf das Placebo reagierte. Teilweise traten die Reaktionen zeitlich stark verzögert auf.)
      ZZurück zur vorherigen Stelle
      Zopf et al. 2009Zopf, Yurdagül; Baenkler, Hanns-Wolf; Silbermann, Andrea; Hahn, Eckhart G.;Raithel, Martin: "Differenzial­diagnose von Nahrungs­mittel­unverträglich­keiten / The Differential Diagnosis of Food Intolerance". Dtsch Arztebl Int 2009; 106(21): 359-69





      ^   Aktualisiert am 18.03.2023  |  © Copyright by SIGHI
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